Longentherapie
Longenarbeit lässt sich unter unterschiedlichen Gesichtspunkten und mit unterschiedlicher Zielsetzung durchführen.
Ich unterscheide zwischen physiotherapeutischem Longieren für rehabilitationsbedürftige Patienten und Longieren unter normalen Trainingsbedingungen für gesunde Pferde.
Physiotherapeutisches Longieren
Im Zusammenhang mit meiner Arbeit als chiropraktisch arbeitende Tierärztin hat sich für mich schon nach kurzer Zeit der überaus positive Aspekt des physiotherapeutischen Longierens dargestellt. Patientenbesitzer, die sich im Anschluß an eine erfolgte chiropraktische Behandlung an die empfohlene Longieranweisung gehalten haben, hatten mit ihren Pferden viel schneller belastbare Therapieerfolge, als solche, die sich mit dem Gedanken an Longenarbeit gar nicht anfreunden konnten - und sie in Folge dessen auch nicht durchgeführt haben.
Ich begann den physiotherapeutischen Hintergrund aufzuarbeiten, wobei mir meine Ausbildung im Bereich der Longen- und Bodenarbeit sowie in der klassischen Dressur (u.a. bei Kurt Albrecht, ehemaliger Leiter der Spanischen Hofreitschule in Wien; Alfons Dietz, ehemaliger Bereiter an der Spanischen Hofreitschule; Horst Becker, Schüler von Freddie Knie sen. u.v.a.) sehr zugute kam. Diese Ausbildung lässt sich wunderbar mit meinen medizinischen Kenntnissen als Tierärztin, sowie meinen Zusatzaus- und Weiterbildungen im Bereich Physiotherapie und Physikalische Therapie und Chiropraktik kombinieren. Das Ergebnis ist ein wirkungsvolles Konzept der Longenarbeit, welches ich gerne im individuellen Longenunterricht aber auch in Seminaren und Kursen weitergebe.
Longieren als Training für gesunde Pferde
Die Longenarbeit stellt sich über den Einsatzbereich als physiotherapeutische Maßnahme auch als effektive Trainingsmöglichkeit für Pferde in Freizeit und Sport dar.
Von der Basisarbeit bis hin zur Vorbereitung auf höhere Lektionen kann am Boden ein wirkungsvolles Training erfolgen. Die bei vielen Reitern vorhandenen Ressentiments bezüglich der (langweiligen) Longenarbeit lassen sich häufig durch ein "gewusst wie" - wie longiere ich richtig mit Sinn und Verstand - ausräumen.
Longenarbeit kann durchaus Spaß machen.
Ein Pferd, welches an der Longe in der Lage ist aus dem Galopp anzuhalten und wieder anzugaloppieren, welches sich an der Longe zufriedenstellend biegen kann, welches sich losgelassen und mit schwingendem Rücken bewegen kann hat auch unter dem Sattel deutlich weniger Probleme. Es "schenkt" seinem Reiter so einiges.
Ein Pferd, das auf kleinste körpersprachliche Zeichen seines Reiters reagiert macht einfach Spaß.
Hinzu kommt, dass ein Pferd, welches ohne Reitergewicht gearbeitet wird wesentlich schneller die für seine Arbeit unter dem Sattel erforderliche Muskulatur aufbaut. Einfach, weil es sich mit weniger Scherkräften (Wirbelsäule) und Halte – und Stabilisierungsarbeit (Hinterhand, Rücken, Vorhand) auseinandersetzen muß. Falsch aufgebaute Muskulatur (z.B. "Unterhals") und mangelhaft ausgebildete Muskulatur (schlecht aufgebaute Rückenmuskulatur, wenig ausgeprägte Bauchmuskulatur) lässt sich gezielt und manchmal einfacher über effektive Longenarbeit um- und ausbilden.
Und der Genuß ein solches, am Boden vor- und weitergebildetes Pferd reiten zu können spricht für sich!
Letztlich lässt sich eine erfolgreiche Longenarbeit weiterführen bis hin zur Arbeit am langen Zügel – eine Arbeit für Könner!
Schon viele Longenmuffel haben sich im Verlauf der aktiven Arbeit zu begeisterten "Longierern" verwandelt.